Ende des Monats erscheint das Ebook zum 6. Skull-Band "Im Namen des Ares". Aus diesem Grund hier nochmal eine Leseprobe zu Band 1 "Zu neuer Würde":
Der Rebellenkreuzer passierte in diesem Augenblick die äußersten Ränder des CRN-Verbands über dem Nordpol. Die Schiffe der Royal Navy machten dem Schiff bereitwillig Platz. Die Navigationsoffiziere einiger königlicher Schiffe versorgten den Kreuzer sogar mit Telemetriedaten, anhand derer Donelly seinen Kurs besser planen konnte.
Brandons Plan war ebenso einfach wie verzweifelt. Der Rebellenkreuzer war nicht mehr in der Lage zu kämpfen. Die CRN wusste das, die Skulls wussten das und die Riders auch. Ober besser gesagt, sie glaubten, es zu wissen.
Die Waffen des Kreuzers waren offline und er besaß nicht die Energie, sie wieder online zu bringen. Das war schon richtig. Allerdings verfügte er immer noch über ein Magazin voller scharfer Torpedos. Und das
machte den Rebellenkreuzer zu einer einzigartigen Waffe: einer fliegenden Bombe.
Brandon hatte die Annäherung des Kreuzers genau geplant und Donelly Anweisungen gegeben, die an Klarheit nicht zu überbieten waren. Die Annäherung durch die Reihen der CRN verbarg den Rebellenkreuzer vor den Sensoren der Riders. Sie würden ihn erst bemerken, wenn es viel zu spät war.
Als Donelly das letzte CRN-Schiff passierte, befand er sich knapp dreitausend Kilometer oberhalb des erbitterten Gefechts. Und weniger als eintausend Kilometer oberhalb der Sturmklaue.
Donelly grinste boshaft und aktivierte seinen Komlink. »Alle zurück in die Pinasse. Den Rest erledige ich.«
»Bis du sicher, Boss?«, fragte Vintschetko, die Nummer zwei seines Teams.
»Macht, dass ihr wegkommt. Das ist ein Befehl.«
Die Geschwindigkeit des Rebellenkreuzers nahm rasant zu. Das Schiff war im Moment nur zu einer Beschleunigung von achtzig Prozent seiner Schubkraft fähig, doch das genügte, um die Schlacht vor dem Brückenfenster schnell größer werden zu lassen.
Sein Team beeilte sich, die Stationen zu verlassen und sich zur Luftschleuse zu begeben. Donelly hielt die Stellung und steuerte den Kreuzer direkt auf die Sturmklaue zu.
Auf einem Bildschirm zu seiner Rechten, verfolgte er angespannt, wie ein Dutzend blinkender Symbole, die seine Leute darstellten, sich in ihre Pinasse zurückzogen. Er reagierte mit erleichtertem Stoßseufzer, als auch der letzte seiner Leute in Sicherheit war.
Die Riders hatten indessen bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Die Sturmklaue und einer der feindlichen Angriffskreuzer feuerten aus den oberen Geschützen auf das sich nähernde Rebellenschiff.
Einschläge überschütteten Bug und unteren Rumpfbereich. Sie schlugen dicke Brocken aus der Panzerung. Doch sie waren nicht in der Lage, den Rebellenkreuzer aufzuhalten. Er war zu nah, zu schnell und trotz seiner zahlreichen Beschädigungen immer noch zu massiv.
»Zeit zu verschwinden«, flüsterte Donelly und programmierte den Navigationscomputer auf einen Kollisionskurs mit dem feindlichen Schlachtschiff. Auf diese Entfernung konnte es kaum noch verfehlt werden.
Donelly beeilte sich, von der Brücke zu kommen. Das Deck unter seinen Füßen vibrierte bei jedem Schritt, den er tat. Die Trägheitsdämpfer arbeiteten fehlerhaft. Oder das Schiff war bereits dabei auseinanderzubrechen. Beides war nicht gut.
»Halt durch, altes Mädchen!«, beschwor er. »Halt bloß noch ein wenig länger durch!«
Im Kopf überschlug er die Zeit, die der Kreuzer zur Sturmklaue noch würde zurücklegen müssen. Ihm blieben nicht mehr viele Minuten, um seinen Arsch zurück auf die Pinasse zu bewegen.
Er hatte den Korridor zur Luftschleuse beinahe erreicht, als der Rebellenkreuzer erneut getroffen wurde, dieses Mal mit solcher Wucht, dass mehrere Explosionen ausgelöst wurden – eine davon im Gang direkt hinter Donelly.
Der Techniker wurde durch die komplette Länge des Korridors geschleudert. Aufgrund der Schwerelosigkeit schlug er mehrmals auf Boden, Decke und Wände auf, bevor er am anderen Ende des Korridors benommen liegen blieb.
Er spürte etwas über sein Gesicht laufen und bemerkte, dass es sich um Blut handelte. Er wollte es wegwischen, doch seine Hand schlug gegen Widerstand und er registrierte verwirrt den Helm, den er immer noch trug.
Donelly bemühte sich aufzustehen. Es funktionierte nicht. Seine Beine verweigerten ihm den Dienst. Die Zeit … die Zeit reichte nicht mehr. Er aktivierte sein Komlink.
»Verschwindet! Sofort«, hauchte er durch die Einsamkeit seines Helms. »Boss?«, hörte er die besorgte Stimme seiner Nummer zwei. »Boss?
Was ist passiert?«
»Explosion. Bin abgeschnitten.«
»Wo bist du? Wir holen dich.«
»Nein! Keine Zeit!«
»Wir gehen auf keinen Fall ohne dich.«
Donelly nahm all seine Kraft zusammen. »Haut endlich ab! Ich kann nicht mehr aufstehen. Ich glaube … mein Rückgrat ist verletzt. Ihr könnt nichts mehr für mich tun. Wir schlagen jeden Moment auf. Macht, dass ihr wegkommt!«
»Boss …«, protestierte der Mann erneut.
»Tut endlich, was ich euch sage!«
»Aye, Master Chief. Es … es tut mir leid.« Mit einem Knacken wurde die Verbindung getrennt.
Donelly lehnte sich schwer mit dem Rücken gegen das Schott, gegen das er geknallt war. Ein starker Luftzug zischte durch den Korridor und mehrere ausgebrochene Feuer erloschen mit einem Mal. Irgendwo auf diesem Deck war die Außenhülle durchbrochen worden. Er war nun umgeben von Vakuum. Doch das spielte keine Rolle. Donelly pfiff leise eine Melodie vor sich hin, die sein Bruder ihm beigebracht hatte, als sie noch Kinder gewesen waren. So verharrte er und wartete auf das unvermeidliche Ende.
Das Ebook zu "Skull 6: Im Namen des Ares" ist bereits vorbestellbar. Der Roman wird natürlich auch als Taschenbuch und Hörbuch erscheinen.